Zwischen Eichwaldbad und Römerbad behindert Treibholz die
Schwimmer– 170 Goldmützchen und Rotkäppchen
Von Susi Donner
Lindau - Samstagmorgen halb acht: Der Bodensee liegt wie ein Spiegel in der
Sonne. Das Wasser ist 20 Grad warm, die Luft ist lau. Perfekte Bedingungen
für die 9. Lindauer Seedurchquerung, für die sich nach und nach rund 170
Hobby- und Vereinsschwimmer versammeln. Sollte man meinen. Wenn da nicht ...
... das viele Treibholz wäre, das sich wie eine Barriere zwischen dem
Startpunkt Eichwaldbad und dem Ziel Römerbad ausgebreitet hat. Ziemlich
fassungslos stehen die Organisatoren und Veranstalter am Ufer. „Man rechnet
ja mit allem“, sagt Wilfried Fuchs, Abteilungsleiter der Schwimmer im TSV
1850 Lindau. „Mit Wind und Wellen und Sturmwarnung. Aber das Holz? Gestern
Abend war da noch nichts.“
Nach dem ersten Schock gilt es, eine Lösung zu finden. Die Schwimmer wollen
ins Wasser. Einzelne überlegen allen Ernstes, wie sie durchs Holz
durchkommen. Für Wilfried Fuchs steht sofort fest: „Cool bleiben und Lösung
suchen. Wie wir auch entscheiden: Die Sicherheit der Schwimmer geht vor!“
Nachdem die „Seekuh“, das Aufräumboot des Wasserwirtschaftsamtes, eher
verloren vor dem riesigen Holzteppich steht, beschließen die Veranstalter
eine Streckenänderung. Ein Kurs Richtung Pfänder und im Dreieck zurück zum
Eichwaldbad wird abgesteckt. Die Schwimmer sind zufrieden. Hauptsache,
endlich rein ins Wasser. Um 9 Uhr werden die Vereinsschwimmer – heuer mit
goldenen Bademützen – von den Schiedsrichtern Bernhard Maier und Rudi
Fleschhut auf den neuen Kurs eingeschworen.
Erinnerungshölzchen gefällig?
„Ihr könnt euch auch ruhig ein Stück Holz als Erinnerung mitnehmen“, schlägt
Moderator Christian Kalkbrenner noch gut gelaunt vor. „Da liegt ja genug.“
Dann ertönt der Startschuss zur Seedurchquerung mal anders. Kaum sind die
Goldmützchen auf Kurs, folgt das gleiche Prozedere für die Hobbyschwimmer,
die Rotkäppchen. Bereits 22:49,49-Minuten später ist Martin Bader vom TS
Dornbirn im Ziel. Er ist begeistert. „Es war super“, sagt er zufrieden und
lässt sich von Anna Aigner, Hannah Heuer und Sina Merz die Aloha-Kette
umhängen und sich von allen Seiten beglückwünschen.
Mit der mittleren Gruppe der Goldmützen trifft auch schon der erste
Hobbyschwimmer ein. Ein gut bekanntes Gesicht: Norbert Wild hat für die
Strecke nur 22:22,11-Minuten gebraucht. Wie beliebt die Lindauer
Seedurchquerung in Schwimmerkreisen ist, zeigt das Beispiel von Bruno
Baumgartner, einem Schwimmer vom SC Delphin Uetendorf. Auf seiner Liste
stehen Schwimmveranstaltungen im Zürichsee, durch den Ärmelkanal und durch
die Meerenge von Gibraltar. Und heute halt eben Lindau – und das nicht zum
ersten Mal.
Die Seedurchquerung ist für alle
Übrigens wird jeder Schwimmer, egal wie schnell oder langsam er ist, mit
Begeisterung, Aloha-Kette und einem Glückslos für die spätere Tombola
begrüßt. Trotz der Notstreckenführung sind die Schwimmer absolut zufrieden
und äußern sich auch so. Vor allem die Entscheidung zugunsten der Sicherheit
kommt gut an.
Nach dem Schwimmen gibt es noch die logistische Herausforderung zu lösen:
Normalerweise kommen die Schwimmer ja automatisch ins Römerbad, wo dann
Siegerehrung und Schwimmerfest stattfinden. Die Kleidung wird dann auf dem
Landweg dorthin transportiert. Heute gilt es, auch alle Schwimmer zum Fest
zu bringen, was zu ihrer Freude teilweise auf dem Seeweg mit den vorhandenen
Sicherheitsbooten geschieht.
Fest und Siegerehrung feiern schließlich so viele Schwimmer und Freunde wie
nie zuvor. Es müssen sogar Würstle und Semmeln nachgeordert werden. Die
stellvertretende Landrätin Barbara Krämer-Kubas und Lindaus Bürgermeister
Dr. Uwe Birk übernehmen in bewährter Manier die Siegerehrung. Sandra
Albrecht, Fachwartin für Breiten-, Freizeit- und Gesundheitssport und in
gewisser Weise die „Mutter“ der Seedurchquerung, erzählt, aus welcher Idee
heraus die heute so beliebte Veranstaltung geboren wurde. „Wettbewerbe für
Vereins-Freischwimmer gab es genug. Aber keinen, an dem sich auch
Hobbyschwimmer beteiligen können. Und die Lindauer Seedurchquerung ist für
beide“, erklärt sie und fügt fröhlich hinzu: „Die Seedurchquerung mit dem
dazugehörigen Fest wird zur immer wichtigeren Veranstaltung für die
Wassersporttreibenden und die Zusammenarbeit aller Beteiligten ist
hervorragend.“
Da geht’s lang: Ein Helfer vom Kanuclub (links) weist den Schwimmern den
Weg. Das Holz im Hintergrund hat der Rhein am Mittwoch mitgebracht. In der
Nacht zum Samstag ist es direkt in die Bucht zwischen Eichwaldbad und
Römerbad getrieben. Fotos (3): Susi Sonner
Sieger Hobbyschwimmer: Norbert Wild ist mit 22:22,11-Minuten der schnellste
Hobbyschwimmer.
Sieger Vereinsschwimmer: Martin Bader vom TS Dornbirn schwimmt die neue
Strecke in 22:49,49-Minuten.
Die Ergebnislisten zur 9. Lindauer Seedurchquerung sind im Internet zu
finden unter:www.lindauerschwimmer.de