Datum: 18.07.2011

 

 

Erfinderisch: So kann Seedurchquerung auch sein

Zwischen Eichwaldbad und Römerbad behindert Treibholz die Schwimmer– 170 Goldmützchen und Rotkäppchen

Von Susi Donner

Lindau - Samstagmorgen halb acht: Der Bodensee liegt wie ein Spiegel in der Sonne. Das Wasser ist 20 Grad warm, die Luft ist lau. Perfekte Bedingungen für die 9. Lindauer Seedurchquerung, für die sich nach und nach rund 170 Hobby- und Vereinsschwimmer versammeln. Sollte man meinen. Wenn da nicht ...

... das viele Treibholz wäre, das sich wie eine Barriere zwischen dem Startpunkt Eichwaldbad und dem Ziel Römerbad ausgebreitet hat. Ziemlich fassungslos stehen die Organisatoren und Veranstalter am Ufer. „Man rechnet ja mit allem“, sagt Wilfried Fuchs, Abteilungsleiter der Schwimmer im TSV 1850 Lindau. „Mit Wind und Wellen und Sturmwarnung. Aber das Holz? Gestern Abend war da noch nichts.“

Nach dem ersten Schock gilt es, eine Lösung zu finden. Die Schwimmer wollen ins Wasser. Einzelne überlegen allen Ernstes, wie sie durchs Holz durchkommen. Für Wilfried Fuchs steht sofort fest: „Cool bleiben und Lösung suchen. Wie wir auch entscheiden: Die Sicherheit der Schwimmer geht vor!“

Nachdem die „Seekuh“, das Aufräumboot des Wasserwirtschaftsamtes, eher verloren vor dem riesigen Holzteppich steht, beschließen die Veranstalter eine Streckenänderung. Ein Kurs Richtung Pfänder und im Dreieck zurück zum Eichwaldbad wird abgesteckt. Die Schwimmer sind zufrieden. Hauptsache, endlich rein ins Wasser. Um 9 Uhr werden die Vereinsschwimmer – heuer mit goldenen Bademützen – von den Schiedsrichtern Bernhard Maier und Rudi Fleschhut auf den neuen Kurs eingeschworen.

Erinnerungshölzchen gefällig?

„Ihr könnt euch auch ruhig ein Stück Holz als Erinnerung mitnehmen“, schlägt Moderator Christian Kalkbrenner noch gut gelaunt vor. „Da liegt ja genug.“ Dann ertönt der Startschuss zur Seedurchquerung mal anders. Kaum sind die Goldmützchen auf Kurs, folgt das gleiche Prozedere für die Hobbyschwimmer, die Rotkäppchen. Bereits 22:49,49-Minuten später ist Martin Bader vom TS Dornbirn im Ziel. Er ist begeistert. „Es war super“, sagt er zufrieden und lässt sich von Anna Aigner, Hannah Heuer und Sina Merz die Aloha-Kette umhängen und sich von allen Seiten beglückwünschen.

Mit der mittleren Gruppe der Goldmützen trifft auch schon der erste Hobbyschwimmer ein. Ein gut bekanntes Gesicht: Norbert Wild hat für die Strecke nur 22:22,11-Minuten gebraucht. Wie beliebt die Lindauer Seedurchquerung in Schwimmerkreisen ist, zeigt das Beispiel von Bruno Baumgartner, einem Schwimmer vom SC Delphin Uetendorf. Auf seiner Liste stehen Schwimmveranstaltungen im Zürichsee, durch den Ärmelkanal und durch die Meerenge von Gibraltar. Und heute halt eben Lindau – und das nicht zum ersten Mal.

Die Seedurchquerung ist für alle

Übrigens wird jeder Schwimmer, egal wie schnell oder langsam er ist, mit Begeisterung, Aloha-Kette und einem Glückslos für die spätere Tombola begrüßt. Trotz der Notstreckenführung sind die Schwimmer absolut zufrieden und äußern sich auch so. Vor allem die Entscheidung zugunsten der Sicherheit kommt gut an.

Nach dem Schwimmen gibt es noch die logistische Herausforderung zu lösen: Normalerweise kommen die Schwimmer ja automatisch ins Römerbad, wo dann Siegerehrung und Schwimmerfest stattfinden. Die Kleidung wird dann auf dem Landweg dorthin transportiert. Heute gilt es, auch alle Schwimmer zum Fest zu bringen, was zu ihrer Freude teilweise auf dem Seeweg mit den vorhandenen Sicherheitsbooten geschieht.

Fest und Siegerehrung feiern schließlich so viele Schwimmer und Freunde wie nie zuvor. Es müssen sogar Würstle und Semmeln nachgeordert werden. Die stellvertretende Landrätin Barbara Krämer-Kubas und Lindaus Bürgermeister Dr. Uwe Birk übernehmen in bewährter Manier die Siegerehrung. Sandra Albrecht, Fachwartin für Breiten-, Freizeit- und Gesundheitssport und in gewisser Weise die „Mutter“ der Seedurchquerung, erzählt, aus welcher Idee heraus die heute so beliebte Veranstaltung geboren wurde. „Wettbewerbe für Vereins-Freischwimmer gab es genug. Aber keinen, an dem sich auch Hobbyschwimmer beteiligen können. Und die Lindauer Seedurchquerung ist für beide“, erklärt sie und fügt fröhlich hinzu: „Die Seedurchquerung mit dem dazugehörigen Fest wird zur immer wichtigeren Veranstaltung für die Wassersporttreibenden und die Zusammenarbeit aller Beteiligten ist hervorragend.“

Da geht’s lang: Ein Helfer vom Kanuclub (links) weist den Schwimmern den Weg. Das Holz im Hintergrund hat der Rhein am Mittwoch mitgebracht. In der Nacht zum Samstag ist es direkt in die Bucht zwischen Eichwaldbad und Römerbad getrieben. Fotos (3): Susi Sonner

Sieger Hobbyschwimmer: Norbert Wild ist mit 22:22,11-Minuten der schnellste Hobbyschwimmer.

Sieger Vereinsschwimmer: Martin Bader vom TS Dornbirn schwimmt die neue Strecke in 22:49,49-Minuten.

Die Ergebnislisten zur 9. Lindauer Seedurchquerung sind im Internet zu finden unter:www.lindauerschwimmer.de

 




 

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