Langstreckenschwimmen vor Lindau

Der Bodensee, dein kalter Freund

Wer im kalten Bodensee schwimmt, muss sich vor- und nachher gut einpacken - so wie Britta Kamrau-Corestein. Foto: Donner

LINDAU (sd) - Vier Tage stand die Inselstadt im Zeichen des Freiwasserschwimmens. Die deutschen Weltklasseathleten waren angetreten, um sich für die WM zu qualifizieren. Einigen ist es gelungen: Thomas Lurz, Angela Maurer, Britta Kamrau-Corestin, Stefanie Biller, Jan Wolfgarten und Nadine Pastor fahren im August nach Rom. Angst hatten sie nicht vor dem kalten Wasser des Bodensees - da seien sie noch ganz andere Gewässer gewohnt. Was aber nicht heißt, dass ihn alle lieben. Britta Kamrau-Corestein aus Rostock ist eine der Favoritinnen der deutschen Meisterschaften. Die 30-Jährige schaut skeptisch auf den See, der mit Temperaturen von knapp über 16 bis etwas über 20 Grad aufwartet. „Der Bodensee sieht von außen so schön aus - aber seine Temperatur mag ich nicht. Ich habe viel in kaltem Wasser trainiert und im vergangenen Winter sogar mit extrem kalt angefangen. Aber es hilft nicht wirklich. Nur am Anfang macht es die erste Überwindung leichter. Nach einer Stunde ist das Wasser trotzdem einfach nur kalt”, sagt sie. Bei langen Strecken hat sie sich eine Grenze gesetzt: „Unter 17 Grad Celsius ist Schluss für mich, zumindest wenn ich länger als eine Stunde rein muss.” Deshalb schwamm sie gestern auch die auf 15 Kilometer verkürzte Langstrecke nicht mit. „Weil ich mich damit nicht für Rom qualifizieren kann, tue ich mir das nicht an”, sagte sie am letzten Wettkampftag, an dem der Bodensee 16,1 Grad kalt war. „Bis zum Schluss habe ich aber gehofft, dass der Bodensee wärmer sein würde - ich konnte ja nicht wissen, dass das der kälteste Juni seit 30 Jahren ist, wie mir erzählt wurde.”

Über Lindau nach Rom

Langstrecken schwimme sie nur, weil es ab und zu auch wärmeres Wasser gibt - wie in Rom zum Beispiel, bei der WM im August - wofür sie sich in Lindau qualifiziert hat. Sie schlug nach 1,00:22,43 Stunden als Zweite über fünf Kilometer an und lag damit unter der Pflichtzeit von 1,25. „Rom ist der einzige Grund für mich, im kalten Bodensee zu schwimmen. In diesem Fall führen nämlich nicht alle Wege nach Rom, sondern nur dieser einzige über Lindau.” Dabei sind die Frauen den Männern gegenüber beim Freiwasserschwimmen leicht im Vorteil, weil sie prozentual über mehr wärmendes Körperfett verfügen. Allerdings trifft das bei weitem nicht auf alle zu - spindeldürre Gestalten sind auf beiden Seiten zu sehen. Einige der Athleten erzählen auch, dass sie sich in die kalte Badewanne gelegt haben, um ihren Körper auf den kalten Bodensee vorzubereiten. Trainieren, schwimmen, trainieren, essen, schlafen - das sind die Beschäftigungen der Athleten in Lindau. Ein Trainer zu seinem Schützling, nachdem der fünf Kilometer im rund 19 Grad kalten Wasser geschwommen ist: „Jetzt gehst du ins Becken und kannst 2000 Meter ausschwimmen.” Und der fügt sich, als ob es nichts wäre.

 

zurück