Datum: 16.07.2005

Interview

„Ich bin der Köder, mein Vater der Karpfen“

Der elfjährige Tizian Erkens vom TSV Lindau schwimmt bei der Seedurchquerung am 23. Juli gegen seinen Vater Hans-Joachim Sterker (47) um die Wette. SZ-Redaktionsmitglied Dirk Thannheimer unterhielt sich mit den beiden „Kontrahenten“ vor dem Rennen.

LZ: Tizian, du bist erst elf und darfst mitschwimmen, obwohl das Mindestalter zwölf Jahre ist. Warum drückt der Veranstalter bei Dir beide Augen zu?

Erkens: Ich glaube, bei mir macht der Veranstalter eine Ausnahme, weil ich seit fünf Jahren im Schwimmverein TSV Lindau bin und schon eine viel längere Distanz geschwommen bin.

LZ: Welche denn?

Erkens: Von Bregenz nach Lindau auf die Insel. Das sind ungefähr sieben Kilometer.

Sterker: Da war ich übrigens auch schon dabei. Ohne enormen Trainingsaufwand.

LZ: Dann sind die 2,3 Kilometer vom Eichwald ins Römerbad für Vater und Sohn ja eine Leichtigkeit. Wer kommt als Erster an?

Erkens: Ich. Ich glaube nicht, dass mein Vater mich im Wasser überholen wird. Schließlich bin ich der Köder und er ist der Karpfen. Wenn ich weit vorne liege, schwimme ich die letzten Meter im Delfin – zum Angeben.

Sterker: Das glaube ich auch. Ich werde aber kämpfen. Meinen Sohn werde ich wahrscheinlich nicht schlagen. Aber ich will schneller sein als die Bürgermeisterin, falls sie mitschwimmt.

LZ: Wirst du deinen Vater anfeuern, wenn du im Ziel bist?

Erkens: Erst werde ich mich abtrocknen und umziehen und dann auf ihn warten. Klar, feuer’ ich ihn an.

LZ: Wie lange muss Ihr Sohn auf Sie warten, Herr Sterker?

Sterker: Ich hoffe, dass ich für die Strecke nicht länger als eine Stunde und zehn Minuten brauche. Tizian wird wohl knapp unter einer Stunde liegen.

Erkens: Das ist mein Ziel. Mir geht es nicht um die Platzierung, sondern um eine gute Zeit.

LZ: Wie bereiten Sie sich als Karpfen auf den Wettkampf vor, Herr Sterker?

Sterker: Nicht besonders. Wenn schönes Wetter ist, gehe ich zum Baden und schwimme, bis ich keine Lust mehr habe. Ich habe keine schlechte Ausdauer, weil ich auch viel jogge und mich zur Zeit auf einen Halbmarathon vorbereite. Schwimmen ist einen gute Abwechslung, weil dabei die gesamte Muskulatur angestrengt wird und es die Gelenke schont.

LZ: Und du Tizian?

Erkens: Ich trainiere im Verein zwei bis drei Mal in der Woche. Ich schwimme, weil ich gerne im Wasser bin.

LZ: Herr Sterker, in welcher Stilart werden Sie den Bodensee durchqueren?

Sterker: Weiß ich noch nicht. Ich werde mit Brust anfangen und zwischendurch kraulen. Hauptsache ist, dass ich das Ziel erreiche und nicht ertrinke.

LZ: Tizian, hast du ein paar Tipps für deinen Vater parat?

Erkens: Nein, eigentlich nicht. Er ist körperlich fit. Und die Zeit ist zu knapp, um ihm die richtige Kraultechnik beizubringen.

LZ: Herr Sterker, wer kann bei der Seedurchquerung Ihrer Ansicht nach mitmachen?

Sterker: Eigentlich jeder, der gesundheitlich in der Lage dazu ist. Ich bin als Freizeitschwimmer schon eine längere Strecke geschwommen. Die 2,3 Kilomter sind eigentlich recht problemlos. Es macht einfach Spaß, in so einem großen Teilnehmerfeld zu starten.

Der Köder: Tizian Erkens.

Der Karpfen: Hans-Joachim Sterker

Die Anmeldung ist bis Dienstag, 19. Juli, möglich mit einem E-Mail an albrecht@berufsschule-lindau.de oder www.lindauerschwimmer.de.

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