Datum: 25.07.2005

 

3. Seedurchquerung

 

„Eine tolle Herausforderung“

LINDAU(sd) - Die Seedurchquerung zog nicht nur Leute aus der näheren Umgebung an. Martin Ruchti aus Stuttgart hatte im Internet von der Veranstaltung gelesen und wollte unbedingt dabei sein. Um 3 Uhr morgens läutete sein Wecker. So zeitig muss er aufstehen, um pünktlich zum Start im Eichwald zu sein.

Insgesamt 110 Schwimmer, Männer, Frauen, Kinder, versammeln sich im Eichwaldbad am Start. In zehn Altersklassen und hier wiederum getrennt nach Frauen/Männer und Vereinsschwimmer/Freizeitschwimmer werden sie gewertet. Pünktlich um 8 Uhr startet die 3. Lindauer Seedurchquerung. 2,3 Kilometer vom Eichwaldbad bis zum Römerbad gilt es zu bewältigen. Die Schwimmer laufen langsam ins Wasser und schwimmen auf Kommando los. Das Feld zieht sich schnell auseinander und zwei Schwimmer setzen sich mit deutlichem Abstand ab.

Bruno Steinfels, ein Freund des TSV Lindau, ist als Schiedsrichter angetreten. Er ist sehr erfahren, war früher Chefschwimmschiedsrichter Deutschlands. Der Bodensee ist kabbelig, wirkt unruhig. Schnelle kurze Wellen machen das Vorankommen schwer. „Auch das Atmen“ berichtet Steinfels, „durch die vielen Wellen ist die Luft über der Wasseroberfläche sehr feucht und die Schwimmer bekommen wenig Sauerstoff“. Er fährt im Schlauchboot mit dem Feld mit, beobachtet ganz genau, ob alles fair vor sich geht. Zwei Schwanenfamilien mit ihren Jungen im Schlepptau kreuzen die Schwimmstrecke. „Hoffentlich starten die keine Attacke auf die Schwimmer.“ Bruno Steinfels schaut besorgt zu den Tieren, „das kommt schon mal vor. Wenn die Junge haben, sind sie ganz schön giftig.“

Nach nur 29:15,4 Minuten (2003 lag die Bestzeit bei etwa 35 Minuten) quert der Erste die Ziellinie vor dem Römerbad: Tim Rigter (15) vom TSV Bad Saulgau. „Eine stramme Zeit, bei den Wellen.“ Schiedsrichter Steinfels ist volle Bewunderung für den schnellen Schwimmer. „Der Bodensee ist eine tolle Herausforderung.“ meint Tim Rigter anerkennend.

Und der Stuttgarter Martin Ruchti? Er wurde beinahe seekrank von den Wellen. „Am Ufer dachte ich noch, kein Problem, aber als ich mittendrin war hab ich sofort die Orientierung verloren. Hab’ kaum was gesehen, wegen der Wellen.“ Er freut sich über seine Zeit von 41:27,2 – damit ist er viertschnellster Freizeitschwimmer.

Die Lindauer Marathonläuferin Maja Endrullis verrät, dass sie vor dem Start Angst hatte: „Doch dann war es gar nicht so schlimm. Laufen ist anstrengender. Ich bin im Zickzack geschwommen und hab viel Wasser geschluckt“, erzählt sie lachend. Mit 46:56,3 ist sie trotzdem Erste ihrer Klasse (1966 bis ’75) bei den Freizeitschwimmerinnen. Carmen Holder (Lindau) steigt zitternd aus dem Wasser. 1,21:02,7 Stunden benötigte sie für die Seedurchquerung. Eine reife Leistung für die Freizeitschwimmerin. Sie ist mit 75 Jahren die älteste Teilnehmerin. Frierend wickelt sie sich in eine Decke. „Das Wasser ist ganz schön frisch“, lacht sie und bibbert, „da konnte ich mich nicht warm schwimmen“.

 

Nächstes Jahr wieder

Von den 110 angemeldeten Schwimmern erreichen 105 das Ziel, zwei gaben auf und zwei erschienen nicht zum Start. Einer (Kresimir Laskivic) verlangt sofort im Ziel: „Streicht mich von der Liste. Ich hab mich an einem Boot festgehalten und ein Stück ziehen lassen.“ Soviel sportliche Fairness lobt die sportliche Leiterin der Veranstaltung, Sandy Albrecht.

Um 9.40 gehört der See wieder den Schwänen. Und ist viel ruhiger geworden. Aufregung vorbei. Alle Schwimmer sind im Ziel. Sandy Albrecht verspricht: „Im nächsten Jahr gibt es wieder eine Seedurchquerung.“

108 Schwimmer stürzten sich um 8 Uhr in den See, immerhin 105 schafften’s bis auf die Insel. Foto: Susi Donner

Eine komplette Ergebnisliste der Seedurchquerung gibt’s im Internet unter www.lindauerschwimmer.de

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