10. Lindauer Seedurchquerung findet bei optimalen
Wetterbedingungen statt
Von Susi Donner
Lindau - Samstagmorgen, 7.30 Uhr im Eichwaldbad: Der See liegt grau, ruhig,
der Himmel berührt ihn düster. Kein Windhauch. Die Lufttemperatur misst 15,
die Wassertemperatur 20 Grad Celsius. Leiser Nieselregen fällt. Mehr als 130
Hobby- und Vereinsschwimmer haben sich eingefunden, bereiten sich auf die
zehnte Lindauer Seedurchquerung vor. Haben sich ihre Startnummern auf Mützen
und Schultern geschrieben. Erklären sich gegenseitig, dass optimale
Bedingungen zum Schwimmen herrschen. Die Profis – wie Norbert Wild aus Bad
Grönenbach, der zum siebten Mal bei der Seedurchquerung startet – lecken
ihre Schwimmbrillen innen ab, bevor sie sie aufsetzen. Das soll das
Beschlagen verhindern. Mitten unter den Schwimmern steht Markus Nöser-Baldi
aus Oberreitnau. Er weiß noch nicht so recht, was er von seiner spontanen
Entscheidung halten soll, die 2,3 Kilometer in Angriff zu nehmen.
Sein Freund Thomas Röhl hat ihn am Abend zuvor angestiftet. Röhl selbst, der
ebenfalls mitschwimmt, lacht: „Das packst du schon.“ Ihm selbst wird seine
13-jährige Nichte Anabel im Nacken sitzen, die sich vorgenommen hat, ihren
Onkel, der ihr das Schwimmen beigebracht hat, zu überholen.
Die Bootsführer der Wasserwacht, Lindauer Kanu- und Segler-Club sowie die
Schiedsrichter halten die letzte Besprechung, wo welches Begleitboot, wo
welches Kanu für die Sicherheit der Schwimmer sorgen wird. Ein letztes
Briefing für die Schwimmer: Die Wasserwacht hat die weißen Bojen so gesetzt,
dass man sie mit der linken Schulter passieren sollte, um nicht zu weit
abzudriften. Als Orientierungshilfe empfiehlt Wilfried Fuchs,
Abteilungsleiter Schwimmen beim TSV 1850 Lindau, nicht den Leuchtturm,
sondern das Rettungsboot Seewolf, das vorausfahren wird. „Der See ist glatt
wie nie. Ich wünsche Ihnen allen heute Ihre persönlichen Bestzeiten“, fügt
er hinzu. Die Gesamtorganisation und damit die Verantwortung habe wie immer
Sandra Albrecht von den Lindauer Schwimmer übernommen, lobt er seine
Kollegin.
Nun werden zuerst die Vereinsschwimmer aufgerufen und starten, danach folgen
die Hobbyschwimmer. Zweimal brodelt das Wasser kurzzeitig von den Armen der
Schwimmer, bis sich die Startfelder schnell auseinanderziehen und im Grau
des Sees verschwinden. Nicht einmal eine halbe Stunde später erreicht
Norbert Wild das Römerbad, wird von Martina Zeller mit der obligatorischen
Aloha-Kette begrüßt. Fröhlich kommen nach und nach die anderen Teilnehmer
der Seedurchquerung an. Thomas Röhl erreicht das Ziel nach etwas mehr als 35
Minuten. Seine Nichte Anabel ist ihm zwar nicht superdicht, aber doch nahe
auf den Fersen. Sie steigt nach gut 38 Minuten zähneklappernd, stolz und
glücklich aus dem Wasser und wird von Patentante Angelika Röhl mit einem
Handtuch erwartet.
Nach 50 Minuten kommt der älteste Teilnehmer im Ziel an. Der 75-jährige
Dieter Haug vom Genfer See erklärt, dass er die weite Anreise extra für die
Lindauer Seedurchquerung gemacht hat. Nach 59 Minuten und 21 Sekunden hat es
auch Markus Nöser-Baldi geschafft. Seine ersten Worte, als er aus dem Wasser
steigt, sind nicht druckfähig. Aber dann erzählt er: „Das war die längste
Strecke, die ich je geschwommen bin. Ich bin stolz, aber ich würde es nicht
mehr untrainiert tun. Jetzt weiß ich, warum andere für die Seedurchquerung
trainieren. Im letzten Drittel haben die Krämpfe in den Beinen angefangen
und die Orientierung habe ich auch ab und zu verloren.“ Bis zur Siegerehrung
dürfte er die Strapazen wohl vergessen haben. Auf der Römerschanze haben die
organisierenden Vereine (siehe rechts) hierzu eine Schwimmerfeier mit
Kaffee, Kuchen, Würstle und Steaks vorbereitet.
Weitere Infos und Ergebnisse zur 10. Lindauer Seedurchquerung:
www.lindauerschwimmer.de