Datum: 23.07.2012

 

 

Auch Kurzentschlossene können die Strecke schaffen

10. Lindauer Seedurchquerung findet bei optimalen Wetterbedingungen statt

Von Susi Donner

Lindau - Samstagmorgen, 7.30 Uhr im Eichwaldbad: Der See liegt grau, ruhig, der Himmel berührt ihn düster. Kein Windhauch. Die Lufttemperatur misst 15, die Wassertemperatur 20 Grad Celsius. Leiser Nieselregen fällt. Mehr als 130 Hobby- und Vereinsschwimmer haben sich eingefunden, bereiten sich auf die zehnte Lindauer Seedurchquerung vor. Haben sich ihre Startnummern auf Mützen und Schultern geschrieben. Erklären sich gegenseitig, dass optimale Bedingungen zum Schwimmen herrschen. Die Profis – wie Norbert Wild aus Bad Grönenbach, der zum siebten Mal bei der Seedurchquerung startet – lecken ihre Schwimmbrillen innen ab, bevor sie sie aufsetzen. Das soll das Beschlagen verhindern. Mitten unter den Schwimmern steht Markus Nöser-Baldi aus Oberreitnau. Er weiß noch nicht so recht, was er von seiner spontanen Entscheidung halten soll, die 2,3 Kilometer in Angriff zu nehmen.

Sein Freund Thomas Röhl hat ihn am Abend zuvor angestiftet. Röhl selbst, der ebenfalls mitschwimmt, lacht: „Das packst du schon.“ Ihm selbst wird seine 13-jährige Nichte Anabel im Nacken sitzen, die sich vorgenommen hat, ihren Onkel, der ihr das Schwimmen beigebracht hat, zu überholen.

Die Bootsführer der Wasserwacht, Lindauer Kanu- und Segler-Club sowie die Schiedsrichter halten die letzte Besprechung, wo welches Begleitboot, wo welches Kanu für die Sicherheit der Schwimmer sorgen wird. Ein letztes Briefing für die Schwimmer: Die Wasserwacht hat die weißen Bojen so gesetzt, dass man sie mit der linken Schulter passieren sollte, um nicht zu weit abzudriften. Als Orientierungshilfe empfiehlt Wilfried Fuchs, Abteilungsleiter Schwimmen beim TSV 1850 Lindau, nicht den Leuchtturm, sondern das Rettungsboot Seewolf, das vorausfahren wird. „Der See ist glatt wie nie. Ich wünsche Ihnen allen heute Ihre persönlichen Bestzeiten“, fügt er hinzu. Die Gesamtorganisation und damit die Verantwortung habe wie immer Sandra Albrecht von den Lindauer Schwimmer übernommen, lobt er seine Kollegin.

Nun werden zuerst die Vereinsschwimmer aufgerufen und starten, danach folgen die Hobbyschwimmer. Zweimal brodelt das Wasser kurzzeitig von den Armen der Schwimmer, bis sich die Startfelder schnell auseinanderziehen und im Grau des Sees verschwinden. Nicht einmal eine halbe Stunde später erreicht Norbert Wild das Römerbad, wird von Martina Zeller mit der obligatorischen Aloha-Kette begrüßt. Fröhlich kommen nach und nach die anderen Teilnehmer der Seedurchquerung an. Thomas Röhl erreicht das Ziel nach etwas mehr als 35 Minuten. Seine Nichte Anabel ist ihm zwar nicht superdicht, aber doch nahe auf den Fersen. Sie steigt nach gut 38 Minuten zähneklappernd, stolz und glücklich aus dem Wasser und wird von Patentante Angelika Röhl mit einem Handtuch erwartet.

Nach 50 Minuten kommt der älteste Teilnehmer im Ziel an. Der 75-jährige Dieter Haug vom Genfer See erklärt, dass er die weite Anreise extra für die Lindauer Seedurchquerung gemacht hat. Nach 59 Minuten und 21 Sekunden hat es auch Markus Nöser-Baldi geschafft. Seine ersten Worte, als er aus dem Wasser steigt, sind nicht druckfähig. Aber dann erzählt er: „Das war die längste Strecke, die ich je geschwommen bin. Ich bin stolz, aber ich würde es nicht mehr untrainiert tun. Jetzt weiß ich, warum andere für die Seedurchquerung trainieren. Im letzten Drittel haben die Krämpfe in den Beinen angefangen und die Orientierung habe ich auch ab und zu verloren.“ Bis zur Siegerehrung dürfte er die Strapazen wohl vergessen haben. Auf der Römerschanze haben die organisierenden Vereine (siehe rechts) hierzu eine Schwimmerfeier mit Kaffee, Kuchen, Würstle und Steaks vorbereitet.

Weitere Infos und Ergebnisse zur 10. Lindauer Seedurchquerung: www.lindauerschwimmer.de


 


Auf die Plätze, fertig, los: Die Vereinsschwimmer warten gespannt auf den Startschuss. Fotos (2): Susi Donner
Überglücklich lässt sich Markus Nöser-Baldi aus Oberreitnau im Ziel die Aloha-Kette umhängen.

 

zurück