Datum: 23.07.2007

5. Lindauer Seedurchquerung

 

Durch den See: Schwimmen verbindet

LINDAU – Aus ganz Deutschland sind Schwimmer zur fünften Lindauer Seedurchquerung gekommen. Sie starteten am Samstag bei bestem Schwimmwetter im Eichwaldbad, Ziel war nach 2,3 Kilometern das Römerbad. Mit 129 Schwimmern verbuchten die Veranstalter – die Berufschule Lindau und die Schwimmer des TSV Lindau – einen neuen Teilnehmerrekord.

Von unserer Mitarbeiterin Dusi Donner

„Wenn wir uns verlieren, suchst Du mich dann?“ fragt Katrin aus Tübingen ihre Freundin Tina. Spaßeshalber. Denn verloren geht auf der Strecke sicher niemand, dafür sorgen Rettungsschwimmer der Berufsschule, Wasserwacht, Freiwillige Feuerwehr und THW. Sie lassen die Schwimmer nicht aus den Augen. Die beiden jungen Frauen sind in aller Herrgottsfrühe nach Lindau gereist, um fröstelnd am Eichwaldbad in den Bodensee rein- und mehr oder weniger frierend am Römerbad wieder rauszusteigen. Dazwischen liegen 2300 Meter durch den See.

So wie die beiden sind viele weitere Schwimmer aus Berlin, Düsseldorf und Landau, aus Tübingen, Stuttgart und München nach Lindau gekommen, um bei der fünften Lindauer Seedurchquerung dabei zu sein. Stark vertreten sind auch die Schwimmabteilungen des TSV Lindau und des TV Lindenberg.

Gestartet wird in zwei Gruppen: Um 8.10 Uhr steigen die Vereinsschwimmer und die älteren Freizeitschwimmer ins Wasser. „Es hat ungefähr 23 Grad“, informiert die Moderatorin. Was immer „ungefähr 23 Grad“ auch bedeuten mag. Sehr schnell steuert das Feld Richtung Leuchtturm und Löwe, in moderatem Abstand von den Betreuerbooten flankiert. Ein einziger hat wohl die Orientierung ein wenig verloren und krault zielstrebig Richtung Bregenz, bis er von einem der Tretboote Zeichen erhält. Zwanzig Minuten später starten die Hobbyschwimmer.

Kurz nachdem die orange-farbenen Kappen der zweiten Gruppe nur noch als kleine Punkte auf dem See erkennbar sind, trifft im Römerbad nach knapp 27,49 Minuten Lukas ein und wird freundlich in Empfang genommen. Die Azubis aus dem Bereich Fachangestellte für Bäderbetriebe der Berufsschule gratulieren jedem Neuankömmling, hängen ihm eine Hawaii-Blumenkette um den Hals, versorgen die Schwimmer mit Essen und Trinken und haben sogar eine Verlosung für sie organisiert.

Außer Atem erzählen sich die Schwimmer gegenseitig von ihren aktuellsten Erfahrungen: „Es war sehr angenehm, der See war viel ruhiger als letztes Jahr. Ich hab mich auf die Boje konzentriert, und dadurch war es einfach, die Richtung zu behalten. Es ist herrlich, auf die Insel zuzuschwimmen und dann vom Klang der Kirchenglocken begrüßt zu werden“, sagt Elisabeth Obermayr aus Hergensweiler. Auch Maja Endrullis und Stefan Rettenberger aus Lindau sind bereits angelandet. Noch nass, aber schon blumengeschmückt erzählen sie sich begeistert von ihren aktuellsten Erfahrungen. „Ich dachte, ich bin ganz allein da draußen“, meint Maja Endrullis. „Ich habe weder vor noch hinter mir noch jemanden gesehen.“

Zwei sind heute ein Paar

Für Stefan Rettenberger hat die Seedurchquerung eine besondere Bedeutung: Im vergangenen Jahr war er auch dabei und wurde Zweiter, wie seine heutige Freundin Gabi Pernreiter, und seither sind die beiden ein Paar. Er lacht vergnügt: „Schwimmen verbindet eben!“

Maja Endrullis und Stefan Rettenberger aus Lindau – noch voller Wassertropfen, aber schon mit Haiwaii-Blumenkette geschmückt und längst wieder bei Atem – tauschen sich angeregt über ihr Schwimmerlebnis aus. LZ-Foto: Susi Donner

LZ-Interview

Sandra Albrecht zur Lindauer Seedurchquerung

„Ein schönes Erlebnis“

Die erfahrene Schwimmerin Sandra Albrecht begleitet die Lindauer Seedurchquerung mit ihrem Wissen und ihrem Einsatz. LZ-Mitarbeiterin Susi Donner hat nach der diesjährigen Veranstaltung mit Sandra Albrecht gesprochen.

LZ: Wieso starteten die Vereinsschwimmer gemeinsam mit den älteren Freizeitschwimmern?

Sandra Albrecht: Teilen müssen wir die Starter sowieso, weil es sonst unweigerlich zu einem riesigen Gedränge kommt, wenn sich alle Schwimmer gleichzeitig in die Horizontale begeben. Das System haben wir uns vom Triathlon abgeschaut. Da starten auch die Profis mit den älteren Teilnehmern. Das zieht das Feld ein wenig auseinander.

LZ: Wie kommt es, dass die Berufsschule Veranstalter der Seedurchquerung ist?

Albrecht: Für die Azubis „Fachangestellte für Bäderbetriebe“ der Berufsschule ist die Lindauer Seedurchquerung ein Schulprojekt. Sie sollen sich darüber Gedanken machen, wie die Veranstaltung für die Teilnehmer zu einem schönen Erlebnis wird und ihre Ideen dann umsetzen, und das ist ihnen in diesem Jahr wieder gut gelungen. Die Schwimmer haben sich gut aufgehoben, beachtet und betreut gefühlt – so lautet das Feedback, das mich erreicht hat. Der Schwimmverein als Mitveranstalter hilft mit Wissen, Manpower und dem technischen Equipment.

LZ: Es stiegen viele Schwimmer mit Neoprenanzug in den See. Ist das denn bei solchen Wettbewerben zulässig?

Albrecht: Bei uns schon. Es ist ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor für Freizeitschwimmer. Die Vereinsschwimmer werden allerdings nur ohne Neoprenanzug gewertet. Aber auch ihnen steht es frei, den schützenden und wärmenden Anzug zur eigenen Sicherheit zu tragen.

LZ: Wie wird für die Sicherheit der Schwimmer gesorgt?

Albrecht: Durch intensive Zusammenarbeit mit der Wasserwacht, dem THW und der Freiwilligen Feuerwehr. Außerdem sind Rettungsschwimmer der Berufsschule in Tretbooten als Begleitung auf dem See. Auf diese Weise wird kein Schwimmer aus den Augen verloren. Das Wichtigste an der Veranstaltung ist nun mal, dass alle Starter sicher am Ziel ankommen. In diesem Jahr musste dank der guten Wetter- und Windverhältnisse niemand aufgeben. Die Teilnehmer fühlen sich sicher bei uns – es ist enorm, woher sie inzwischen anreisen. In ganz Deutschland hat die Lindauer Seedurchquerung einen guten Namen bei den Schwimmern.

Die erfahrene Schwimmerin Sandra Albrecht hat den See und die noch kämpfenden Schwimmer immer im Auge. Per Funk steht sie mit den Begleitbooten in Verbindung. Am Ende des Tages sagt sie zufrieden: „Es war eine geniale Veranstaltung!“ LZ-Foto: sd

Datum: 23.07.2007

 

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