5. Lindauer Seedurchquerung
Durch den See: Schwimmen verbindet
LINDAU – Aus ganz Deutschland sind Schwimmer zur fünften Lindauer
Seedurchquerung gekommen. Sie starteten am Samstag bei bestem
Schwimmwetter im Eichwaldbad, Ziel war nach 2,3 Kilometern das Römerbad.
Mit 129 Schwimmern verbuchten die Veranstalter – die Berufschule Lindau
und die Schwimmer des TSV Lindau – einen neuen Teilnehmerrekord.
Von unserer Mitarbeiterin Dusi Donner
„Wenn wir uns verlieren, suchst Du mich dann?“ fragt Katrin aus
Tübingen ihre Freundin Tina. Spaßeshalber. Denn verloren geht auf der
Strecke sicher niemand, dafür sorgen Rettungsschwimmer der Berufsschule,
Wasserwacht, Freiwillige Feuerwehr und THW. Sie lassen die Schwimmer
nicht aus den Augen. Die beiden jungen Frauen sind in aller
Herrgottsfrühe nach Lindau gereist, um fröstelnd am Eichwaldbad in den
Bodensee rein- und mehr oder weniger frierend am Römerbad wieder
rauszusteigen. Dazwischen liegen 2300 Meter durch den See.
So wie die beiden sind viele weitere Schwimmer aus Berlin, Düsseldorf
und Landau, aus Tübingen, Stuttgart und München nach Lindau gekommen, um
bei der fünften Lindauer Seedurchquerung dabei zu sein. Stark vertreten
sind auch die Schwimmabteilungen des TSV Lindau und des TV Lindenberg.
Gestartet wird in zwei Gruppen: Um 8.10 Uhr steigen
die Vereinsschwimmer und die älteren Freizeitschwimmer ins Wasser. „Es
hat ungefähr 23 Grad“, informiert die Moderatorin. Was immer „ungefähr
23 Grad“ auch bedeuten mag. Sehr schnell steuert das Feld Richtung
Leuchtturm und Löwe, in moderatem Abstand von den Betreuerbooten
flankiert. Ein einziger hat wohl die Orientierung ein wenig verloren und
krault zielstrebig Richtung Bregenz, bis er von einem der Tretboote
Zeichen erhält. Zwanzig Minuten später starten die Hobbyschwimmer.
Kurz nachdem die orange-farbenen Kappen der zweiten
Gruppe nur noch als kleine Punkte auf dem See erkennbar sind, trifft im
Römerbad nach knapp 27,49 Minuten Lukas ein und wird freundlich in
Empfang genommen. Die Azubis aus dem Bereich Fachangestellte für
Bäderbetriebe der Berufsschule gratulieren jedem Neuankömmling, hängen
ihm eine Hawaii-Blumenkette um den Hals, versorgen die Schwimmer mit
Essen und Trinken und haben sogar eine Verlosung für sie organisiert.
Außer Atem erzählen sich die Schwimmer gegenseitig von
ihren aktuellsten Erfahrungen: „Es war sehr angenehm, der See war viel
ruhiger als letztes Jahr. Ich hab mich auf die Boje konzentriert, und
dadurch war es einfach, die Richtung zu behalten. Es ist herrlich, auf
die Insel zuzuschwimmen und dann vom Klang der Kirchenglocken begrüßt zu
werden“, sagt Elisabeth Obermayr aus Hergensweiler. Auch Maja Endrullis
und Stefan Rettenberger aus Lindau sind bereits angelandet. Noch nass,
aber schon blumengeschmückt erzählen sie sich begeistert von ihren
aktuellsten Erfahrungen. „Ich dachte, ich bin ganz allein da draußen“,
meint Maja Endrullis. „Ich habe weder vor noch hinter mir noch jemanden
gesehen.“
Zwei sind heute ein Paar
Für Stefan Rettenberger hat die Seedurchquerung eine besondere
Bedeutung: Im vergangenen Jahr war er auch dabei und wurde Zweiter, wie
seine heutige Freundin Gabi Pernreiter, und seither sind die beiden ein
Paar. Er lacht vergnügt: „Schwimmen verbindet eben!“
Maja Endrullis und Stefan Rettenberger aus Lindau – noch voller
Wassertropfen, aber schon mit Haiwaii-Blumenkette geschmückt und längst
wieder bei Atem – tauschen sich angeregt über ihr Schwimmerlebnis aus.
LZ-Foto: Susi Donner
LZ-Interview
Sandra Albrecht zur Lindauer Seedurchquerung
„Ein schönes Erlebnis“
Die erfahrene Schwimmerin Sandra Albrecht begleitet die Lindauer
Seedurchquerung mit ihrem Wissen und ihrem Einsatz. LZ-Mitarbeiterin
Susi Donner hat nach der diesjährigen Veranstaltung mit Sandra Albrecht
gesprochen.
LZ: Wieso starteten die Vereinsschwimmer gemeinsam mit den älteren
Freizeitschwimmern?
Sandra Albrecht: Teilen müssen wir die Starter sowieso, weil es sonst
unweigerlich zu einem riesigen Gedränge kommt, wenn sich alle Schwimmer
gleichzeitig in die Horizontale begeben. Das System haben wir uns vom
Triathlon abgeschaut. Da starten auch die Profis mit den älteren
Teilnehmern. Das zieht das Feld ein wenig auseinander.
LZ: Wie kommt es, dass die Berufsschule Veranstalter der
Seedurchquerung ist?
Albrecht: Für die Azubis „Fachangestellte für Bäderbetriebe“ der
Berufsschule ist die Lindauer Seedurchquerung ein Schulprojekt. Sie
sollen sich darüber Gedanken machen, wie die Veranstaltung für die
Teilnehmer zu einem schönen Erlebnis wird und ihre Ideen dann umsetzen,
und das ist ihnen in diesem Jahr wieder gut gelungen. Die Schwimmer
haben sich gut aufgehoben, beachtet und betreut gefühlt – so lautet das
Feedback, das mich erreicht hat. Der Schwimmverein als Mitveranstalter
hilft mit Wissen, Manpower und dem technischen Equipment.
LZ: Es stiegen viele Schwimmer mit Neoprenanzug in den See. Ist das
denn bei solchen Wettbewerben zulässig?
Albrecht: Bei uns schon. Es ist ein zusätzlicher Sicherheitsfaktor
für Freizeitschwimmer. Die Vereinsschwimmer werden allerdings nur ohne
Neoprenanzug gewertet. Aber auch ihnen steht es frei, den schützenden
und wärmenden Anzug zur eigenen Sicherheit zu tragen.
LZ: Wie wird für die Sicherheit der Schwimmer gesorgt?
Albrecht: Durch intensive Zusammenarbeit mit der Wasserwacht, dem THW
und der Freiwilligen Feuerwehr. Außerdem sind Rettungsschwimmer der
Berufsschule in Tretbooten als Begleitung auf dem See. Auf diese Weise
wird kein Schwimmer aus den Augen verloren. Das Wichtigste an der
Veranstaltung ist nun mal, dass alle Starter sicher am Ziel ankommen. In
diesem Jahr musste dank der guten Wetter- und Windverhältnisse niemand
aufgeben. Die Teilnehmer fühlen sich sicher bei uns – es ist enorm,
woher sie inzwischen anreisen. In ganz Deutschland hat die Lindauer
Seedurchquerung einen guten Namen bei den Schwimmern.
Die erfahrene Schwimmerin Sandra Albrecht hat den See und die noch
kämpfenden Schwimmer immer im Auge. Per Funk steht sie mit den
Begleitbooten in Verbindung. Am Ende des Tages sagt sie zufrieden: „Es
war eine geniale Veranstaltung!“ LZ-Foto: sd |