Die Gebrüder Ossi und Itze Ilgen sowie Alfred Seeger
belegen bei der Schwimm-Europameisterschaft in Jalta vordere Platzierungen
Lindau (sa) - Mit unerwartet großer Medaillenausbeute sind die drei
Europameisterschaftsteilnehmer der Lindauer Schwimmer diese Woche
zurückgekehrt. Bei der 12. Masters-Europameisterschaft auf der ukrainischen
Halbinseln Krim konnten sie trotz starker Konkurrenz bei zwölf Starts
insgesamt zehn Medaillen aus dem Wasser fischen.
Der älteste im Lindauer Team, Itze Ilgen, der das vierte Jahr in der AK 75
antreten muss und sich daher keinerlei Medaillenambitionen – schon gar nicht
bei vollbesetztem Teilnehmerfeld – ausmalte, dominierte wie gewohnt über die
Rückenstrecken und steigerte sich von Tag zu Tag. Bei seinem ersten Start
über die 50-Meter- Sprintstrecke zogen zwei jüngere Schwimmer an ihm vorbei
– doch bereits über diese Distanz erzielte er die Bronzemedaille.
Tags drauf stand die Langstrecke mit 200 Metern auf dem Programm. Dort ließ
der TSV-Schwimmer lediglich den Engländer vom Vortag ziehen und wurde
europäischer Vizemeister. Nach einem Start über seine Nebenstrecke, den
100-Meter-Freistil, am Nachmittag des Tages, den Itze Ilgen zur mentalen
Steigerung einschob, folgten am letzten Wettkampftag die 100-Meter-Rücken,
die seine eigentliche Stärke sind.
Bestärkt von den Medaillen der Vorrennen setzte er sich vom Start weg an die
Spitze des Feldes und wurde mit deutlichem Abstand zum Zweitplatzierten und
einer Zeit von 1:34,76 Minuten Europameister. So schnell schwamm Itze Ilgen
zum letzten Mal vor sieben Jahren über diese Strecke.
Gleich drei Titel erkämpfte sich Alfred Seeger in der AK 70. Der erst in
diesem Jahr neu zum TSV 1850 Lindau gewechselte hatte die 200-Meter-Lagen am
allerersten Wettkampftag frühmorgens auf dem Programm. Nach der
beschwerlichen Anreise am Vorabend sollte dieser Start lediglich zum
Bekanntmachen mit der Wettkampfstätte dienen. Dennoch reichte es für Alfred
Seeger zur Bronzemedaille, wobei er mit gerade einmal 22 Hundertstelsekunden
Abstand zudem noch knapp am EM-Vizetitel vorbeischrammte. Durch den guten
Auftakt bestärkt, folgten am zweiten Wettkampftag für ihn die
100-Meter-Schmetterling.
Obwohl Seeger eher auf den längeren Distanzen zuhause ist, zog er der
Konkurrenz bereits über diese Strecke davon und gewann mit 1:33,35 und
Achtzehntelsekunden Vorsprung zum Zweitplatzierten.
Als Favorit gehandelt
Nach diesem unerwarteten Titel konnte er seinen Rennen über
200-Meter-Schmetterling und 200-Meter-Brust beruhigt entgegensehen: Dort war
er jeweils als Titelfavorit gemeldet. Durch starke Rennen untermauerte er
auch diese Prognosen und gewann beide Strecken mit jeweils deutlichem
Abstand von gut zehn Sekunden vor dem Vizemeister. Lediglich über die
100-Meter-Freistil landete Seeger auf den undankbaren vierten Rang. Über
diese Strecke erschwamm sich dafür der dritte Lindauer Starter, Ossi Ilgen
(ebenfalls AK 70), die Silbermedaille. In sehr guten 1:13,14 Minuten – einer
Zeit, die er auch in der „Hightech-Anzug-Zeit“ nicht geschwommen ist –
musste er nur noch den ein Jahr jüngeren Franzosen ziehen lassen.
Tags drauf bestritt Ossi Ilgen sein Hauptrennen über die 100-Meter-Rücken.
Dort war er vom Pech verfolgt: Bereits im Vorfeld rechnete er sich keine
Chance auf den Titel aus, denn den Niederländer van Enst war aufgrund seiner
bis dahin erbrachten Leistungen nicht zu schlagen. Dennoch liebäugelte der
TSV-Schwimmer mit dem von ihm selbst gehaltenen Deutschen Rekord aus dem
Vorjahr (1:24,89). Doch die Tücken des Freibadwettkampfes machten ihm einen
Strich durch die Rechnung.
Rennen mutiert zu Glücksspiel
Starke Sturmböen machten an diesem Tag die Rückenrennen zu einem Glücksspiel
– um treffsicher zu wenden, muss man sich an einem bestimmten Punkt von der
Rücken- in die Bauchlage umdrehen. Dabei orientiert man sich an einer
Fähnchenleine, die fünf Meter vor der Wand über das Becken gespannt ist.
Bei Sturm verwehten diese Fähnchen nun, was die innenliegenden Bahnen, auf
denen die Titelanwärter schwammen, stärker zu spüren bekamen. So kam Ossi
Ilgen mit einer Zeit von 1:25,42 als EM-Vizemeister ins Ziel. Begonnen hatte
Ilgen die Meisterschaft mit der 50-Meter-Rücken-Sprintstrecke. Mit einer
ebenso guten Zeit wie bei der Deutschen Meisterschaft erkämpfte er sich dort
die Bronzemedaille. Im Gesamtresultat bedeutete dies, dass Ossi Ilgen zwar
keinen Titel erschwamm – doch war er bei jedem seiner Starts auf dem
Siegertreppchen zu finden.
Die erfolgreiche Delegation bei der Masters-EM zu sehen(von links): Ossi
Ilgen (zwei zweite und ein dritter Platz), Alfred Seeger (dreimal
Europaemeister, einmal Platz drei) und Itze Ilgen (Platz eins, zwei, drei).
Foto: sandra Albrecht