DM im Freiwasserschwimmen

Röhl sammelt Eindrücke

LINDAU (sd) - Die Deutschen Meisterschaften im Freiwasserschwimmen sind vorbei. Das Eichwaldbad gehört wieder den Badegästen. Die Tribüne ist abgebaut, die Bojen der Strecke sind eingeholt. Nur ein paar verlorene gelbe Schwimmkappen am Grund des Bodensees erinnern daran, dass hier vier Tage lang die Weltspitze geschwommen ist.

Thomas Röhl ist einer der Schwimmer, der sich nicht mit Melkfett einschmiert, bevor er für eine Langstrecke in den kalten Bodensee steigt. Er sagt grinsend, dass ein natürlicher Wärmeschutz ausreicht. Bei den Deutschen Meisterschaften im Freiwasserschwimmen ist er dreimal an den Start gegangen. Er wurde Vierter bei 2,5 Kilometern, Sechster bei fünf Kilometern und mit der Staffel Fünfter.
 

„Spitze war immer gleich weg”

„Ich musste feststellen, dass die anderen auch schwimmen können”, lacht Röhl. Er sei aber zufrieden, obwohl er durchaus auch bessere Plätze gewohnt ist. „Immerhin war das die Deutsche Meisterschaft. Klar, dass da die Spitzenschwimmer antreten und die Konkurrenz groß ist. Und er habe eindeutig weniger trainiert als in anderen Jahren. Sein Rennen sei er relativ allein geschwommen. „Die Spitze war immer gleich weg, ich stellte das Mittelfeld und von den nachfolgenden Schwimmern hat mich keiner eingeholt.” Dabei schätze er es, wenn er einen gleich starken Konkurrenten hat, an den er sich hängen kann, mit dem er sich messen kann. „Das ist hilfreich, weil sich dann die eigene Geschwindigkeit besser einschätzen lässt und die Orientierung ist auch einfacher.”

Das Schwimmen sei für ihn neben dem physischen auch ein sehr intensiv psychisches Erlebnis gewesen. „Bei den Meisterschaften war ein beinamputierter Schwimmer dabei. Das hat mich schon sehr zum Nachdenken gebracht und tief berührt”, erzählt Röhl. „Ich werde oft gefragt, wieso ich mir die Schinderei Langstrecke und noch dazu im kalten Wasser antue. Als ich diesen Schwimmer sah, wusste ich genau warum, und eine große Dankbarkeit dafür, dass ich gesund bin und dass ich diese Schinderei leisten kann, hat mich durchströmt.”

Röhl macht sich Gedanken

Röhl, der nach außen gern so souverän und abgeklärt wirkt, hat bei diesen Worten Tränen in den Augen. Daneben habe er sich natürlich Gedanken über seine Technik gemacht. „Ich bin nicht richtig ins Gleiten gekommen und musste mich ständig dazu zwingen, lange Züge zu machen.” So ein bisschen haben ihn seine Gemütsbewegungen anscheinend doch abgelenkt. Einen Tipp für alle Schwimmer möchte er noch los werden, weil bei den kalten Temperaturen des Bodensees während der Wettkampftage oft das Gespräch darauf gekommen ist.

Was tun bei einem Krampf in den Beinen? „Ruhig bleiben. Keine Panik schieben. Man geht deswegen nicht gleich wie ein Stein unter.” Er selbst drehe sich auf den Rücken und versuche zu entspannen, bis sich der Krampf löst. Und gerade beim Freiwasserschwimmen geschehe eh das Meiste aus den Armen heraus. Die Beine dienen zum Stabilisieren.

Zum Schluss möchte er als Schwimmer noch den Bodensee loben. „Der war uns sehr gewogen. Lag meistens brav und glatt vor uns. Jeder weiß, dass er auch anders kann.”

 

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