Internationale Deutsche Meisterschaften im Freiwasserschwimmen

Mit Weltneuheit enden die Wettkampftage in Lindau

LINDAU - Vier Tage lang ist die Weltspitze des Freiwasserschwimmens in Lindau zu Gast gewesen. Vier Tage lang hat sich der Bodensee von seiner besten, wenn auch nicht immer optimalen Seite gezeigt und den Gästen des Open-Air-Schwimmfestivals bewiesen, dass er von mediterranem bis stürmischem Wetter alles beherrscht.

Von unserer Mitarbeiterin Susi Donner

Sonntagmorgen, halb neun im Strandbad. Erwartungsvolle Schwimmer für die 25 Kilometer Langstrecke und die Weltneuheit Freiwasser-Staffel über dreimal 1250 Kilometer der Masters versammeln sich um die Organisatoren und um das Wettkampfgericht. Der Himmel ist wolkig. Die Luft kühl und windig. Die Temperatur des Bodensees beträgt gerade mal 16,1 Grad. Die Verantwortlichen des DSV können unter diesen Umständen die Athleten nicht für 25 Kilometer ins Wasser schicken und die Staffelschwimmer dürfen unter 17 Grad erst recht nicht starten.

Diskussion über Änderung

Dann fällt die Entscheidung: Die Strecke wird auf 15 Kilometer verkürzt. Was natürlich zu Diskussionen führt, weil dann keine WM-Qualifikation für die offene Klasse möglich ist. Trotzdem: „Die Gesundheit der Schwimmer geht vor, ich habe das zu verantworten”, sagt Shila Sheth Freiwasser-Referentin vom DSV. Die beiden Favoritinnen Britta Kamrau-Corestein und Angela Maurer melden sich unter diesen Umständen ab.

Wenn sie sich nicht für die WM qualifizieren können, verzichten sie auf dieses Rennen, sagen sie. Für die Staffelschwimmer kommt nach einer guten Stunde die positive Nachricht: Der See hat jetzt 17,1 Grad. Um elf geht’s ins Wasser. Aufatmen auch bei den beiden Lindauer Staffeln: Christian Kalkbrenner, Beate Schulz und Dieter Gerster bilden die jüngere und Thomas Röhl, Susanne Braun und Reinhold „Pollux” Pohl, die ältere Staffel. Erleichtert bereiten sie sich vor.

Es wäre schade, wenn ausgerechnet dieser Wettkampf, der als absoluter Höhepunkt der Deutsche Meisterschaften Freiwasserschwimmen gilt, weil er zum ersten Mal geschwommen wird, ausgefallen wäre, ist die allgemeine Meinung. „Wie transportieren wir eigentlich den Staffelstab?” will einer scherzhaft wissen. Die Vorstellung, den Stab wie ein Hund zu apportieren macht unter Gelächter die Runde. Nein. Natürlich gibt es keinen Stab. Nur an Start und Ziel einen kräftigen Handschlag zum Wechsel.

Mit blauen, grünen und weißen Kappen ausgerüstet und den Buchstaben ihrer Staffel auf die Schulter gemalt geht es zur Einweisung. Die blauen Kappen machen den Anfang. Die grünen und weißen hüllen sich noch mal in ihre Jacken und Jogginghosen.

Wildentschlossen gehen die ersten Staffelschwimmer ins Wasser. 15 gemischte Mannschaften stellen sich dieser neuen Herausforderung. Startschuss. Und raus. Die Zuschauer sind voller Bewunderung über so viel Disziplin. Und die Staffelpartner beobachten genau, wann es für sie Zeit wird, ins Wasser zu steigen. Die Lindauer Teams schlagen sich toll: Den achten Platz mit der Zeit von 1:04:03,87 erreicht das jüngere Team mit Beate Schulz, Christian Kalkbrenner und Dieter Gerster. Einen tollen fünften Platz erschwimmen Reinhold  Pohl, Thomas Röhl und Susanne Braun in einem starken Feld in einer Zeit von 58:40,34 Minuten.

Gute Platzierungen

Auch die 15-Kilometer-Schwimmer können ihr Rennen beenden. Bei sehr wechselhaften Wetterbedingungen zwar, aber doch. Kräftige Brisen, starker Wellengang und zwischendurch ein Regenschauern verlangen den Schwimmern viel ab. „Freiwasser heißt nun mal Schwimmen im Freien - mit allem was dazugehört”, sind die ersten Worte von Stefanie Biller von der SG Schwabmünchen-Nördlingen, als sie nach 3:12:22,18 Stunden als Erste der Frauen das Wasser verlässt. Bei den Herren beendet Benjamin Konschak von der SGR Karlsruhe mit einer Zeit von 3:11:02,65 Stunden als Erster das Rennen.

Krank, enttäuscht und traurig ist dagegen Sandra Albrecht. In Lindau geht eine Magen-Darm-Geschichte rum, und sie hat sie sich eingefangen. Ausgerechnet jetzt. Das muss niederschmetternd für die leidenschaftliche Langstreckenschwimmerin sein. Vor den Meisterschaften hat sie noch erklärt, dass sie es nicht aushalten würde, zuzuschauen, während andere die 25 Kilometer schwimmen. Sie wollte schwimmen, auch wenn sie sich keine Chancen gegen die starke Konkurrenz ausgerechnet hat.

Nun steht sie doch am Ufer und lächelt tapfer.

Thomas Röhl, Susanne Braun und Reinhold „Pollux” Pohl bilden die ältere der beiden Lindauer Staffeln, die mit der Weltneuheit Freiwasser-Staffel die Deutschen Meisterschaften im Freiwasserschwimmen in Lindau beschlossen haben. Foto: Susi Donner

 

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