Immer an der Grenze

Die Deutschen Freiwassermeisterschaften in Lindau fordern Höchstleistung auf allen Seiten - und speziell von den 700 Athleten eine besondere Anpassung an das nasse Element.

Alles Leben kommt bekanntlich aus dem Wasser. Uneingeweihte könnten es deshalb für eine Art Rückfall in frühere Entwicklungsstadien halten, wenn sich junge Menschen täglich in die Fluten stürzen, um mehrere Stunden darin hin und her zu schwimmen. Weit gefehlt, es handelt sich um einen evolutionären Fortschritt, über den nur der menschliche Verstand verfügt: Die Jungs und Mädels schwimmen hin und her, um anschließend noch schneller hin und her schwimmen zu können. Zum Beispiel bei den Deutschen Freiwassermeisterschaften, die am heutigen Donnerstag in Lindau beginnen.

“Unter die ersten zehn wollen wir in den verschiedenen Klassen schon kommen”, sagt Wilfried Fischer, Trainer und Mitorganisator beim TSV 1850 Lindau. Wochenlang hat seine elfköpfige Mannschaft dafür täglich bis zu zweieinhalb Stunden “die Kacheln gezählt”. Oder sagen wir besser: die Fische. Sie kraulten nämlich nicht im Becken, sondern im Bodensee. “Die Freiwasserbedingungen sind gewöhnungsbedürftig”, weiß Fischer. Da schwappen Wellen über die Köpfe, die Strömungen wechseln, und die Strecke ist nur durch Bojen markiert. Außerdem erfordert der Massenstart ein “gewisses Durchsetzungsvermögen”, wie Fischer sich ausdrückt. Wenn man ihn fragt, was am Training Spaß macht, antwortet er : ” der Erfolg.” Auf den hofft auch sein Organisations-Team vom TSV. Im Vergleich zur Lindauer DM-Premiere 1999 sei alles viel größer geworden, sagt Fischer.
Wettkampf der Superlative
So werden über 700 Schwimmer an den vier Wettkampf-Tagen in die Fluten springen. 100 Funktionäre und Wettkampfrichter werden anreisen, um zusammen mit den örtlichen Helfern alles in geordneten Bahnen zu halten. Speziell natürlich auf dem 1,25 Kilometer langen Rundkurs, den das städtische Vermessungsamt unter die Messlatte genommen hat.
Hochleistung also auf allen Ebenen. Sogar die Natur hat sich angestrengt und den Bodensee auf die nötigen 18 Grad Wassertemperatur erwärmt. Fehlen nur noch die Leute vom Fernsehen . Sie bleiben bestimmt nicht aus , schließlich müssen sich die Athleten in Lindau für die Weltmeisterschaften qualifizieren . Somit wird die Crème de la Crème am Start stehen - mit gestählten Körpern, in engen Spezial-Anzügen, aber immer noch ohne Schwimmhäute. Die Evolution scheint die einzige zu sein, der ein Leistungswille abgeht.

Die Deutschen Freiwassermeisterschaften finden vom 18. bis 21. Juni vor dem Lindauer Eichwaldbad statt. Auf einem 1,25 Kilometer langen Rundkurs kämpfen die Athleten in zwölf Klassen. Der Eintritt ist kostenlos, Zuschauer bezahlen lediglich den Freibad-Obolus.

 

 

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